Bericht zum 55. Internationalen Grasbahnrennen

Der MSC Melsungen hatte auch dieses Jahr wieder zum Motorsport Weekend eingeladen. Eingeleitet wurde das Rennwochenende am Freitag Abend erstmalig mit einem Treffen ehemaliger Bahnsportfahrer. Mehr als 25 ehemalige Bahnsportler aus ganz Deutschland sind der Einladung gefolgt und wurden im Festzelt an der Rennstrecke vom 1. Vorsitzenden des MSC Melsungen Franz Pickenhahn begrüßt. Das Ganze wurde vom mehrfachen Weltmeister Egon Müller in seiner gewohnt unterhaltsamen Art moderiert. Abgerundet wurde der Abend mit einer Motorrad Stunt Show von Mike Auffenberg vor dem Festzelt. Die Rückmeldungen zur Veranstaltung waren durchweg positiv, so dass der MSC Melsungen vermutlich auch im nächsten Jahr wieder ein ehemaligen Treffen durchführen wird.

Bei tollem Wetter ging es am Samstag auf die 550 Meter Grasbahn an der St. Georgsbrücke. Die Bahn war vom MSC Melsungen hervorragend präpariert worden und befand sich einem Top Zustand. Die Strecke war sehr griffig und bereits im Training wurden sehr schnelle Rundenzeiten gefahren. Nach den Trainingseinheiten gingen am Samstag die B-Gespanne als erstes auf die Bahn. Das Fahrerfeld präsentierte sich sehr ausgeglichen, so dass im Vorfeld kein Favorit auszumachen war. Mit dabei natürlich wie immer die Lokalmatadoren Oswald Bischoff und Mario „Locke“ Siebert vom MSC Melsungen. Erstmalig gingen auch zwei reine Frauen Gespannteams mit Janina Würterle/Julia Starke sowie Natasha Barlett/Kiara Southgate aus England an den Start.

Der MSC Melsungen hatte sich für die Aufwertung der B-Gespanne etwas Besonderes einfallen lassen. 14 B-Gespanne fuhren am Samstag einen Qualifikationsrenntag und die ersten 10 Gespanne qualifizierten sich für die Wertungsläufe am Sonntag. Da sich natürlich alle Gespanne für die Finalläufe am Sonntag qualifizieren wollten, gab es vom ersten Lauf an packende Zweikämpfe sehen. Die Qualifikation am Samstag gewann Oswald Bischoff und Mario „Locke“ Siebert vom MSC Melsungen, was die einheimischen Fans besonders freute. Einen starken Auftritt hatten auch die Qualifikations Dritten Würterle/Starke. Leider verletzte sich Julia Starke im letzten Lauf, so dass die beiden Frauen am Sonntag nicht mehr antreten konnten. Die beiden wollen aber wenn alles gut läuft in drei Wochen wieder am Band stehen. Wir wünschen Julia gute Besserung.

Pünktlich nach der Fahrervorstellung am Sonntag rollten die ersten Fahrer ans Band. Der MSC Melsungen konnte bei der I-Solo ein Top Fahrerfeld ans Band schicken. Von den Top 9 Fahrern des EM Finales in Staphorst waren sechs am Start. Allen voran der frisch gebackene Europameister Jannick de Jong und der EM Dritte Stephan Katt. Hinzu kam mit Glen Phillips der Sieger des letzten Jahres in Melsungen. Der fliegende Holländer Jannick de Jong zeigte von Beginn an, warum er derzeit zu den besten Grasbahnfahrern der Welt gehört. Mit tollen Reaktionszeiten am Start bog er meistens bereits als führender in die erste Kurve ein und baute seinen Vorsprung anschließend kontinuierlich aus. Mit Punktemaximum gewann Jannick de Jong nicht nur die Vorläufe, sondern auch noch den Finallauf. Die Zuschauer rieben sich verwundert die Augen, hat es doch in den letzten Jahren keinen solch überlegenen Sieger in Melsungen gegeben. Zweiter wurde ein starker Bernd Diener, der Stephan Katt knapp auf den dritten Platz verweisen konnte. Für die beiden MSC Melsungen Clubfahrer Phillips und Cooper war an diesem Tag nichts zu holen. Der Vorjahressieger Glen Phillips fiel im ersten Lauf aus und fand auch in den weiteren Läufen nie die Ideallinie. Er beendete die Tageswertung als sechster. Noch schlechter erging es Paul Cooper, der mit hohen Erwartungen angereist war. Er hatte von Beginn an mit technischen Problemen zu kämpfen und konnte das Tempo an der Spitze nicht mitgehen. Aber wie wir ihn kennen, wird er im nächsten Jahr wieder voll angreifen wollen.

In welch gutem Zustand sich die Bahn präsentierte zeigte sich beim Bahnrekord. Der Bahnrekord datiert aus dem Jahr 2004, gefahren von Bernd Diener. Und eben dieser Bernd Diener gehörte neben de Jong und Katt zu den drei Trainingsschnellsten, die sich am Bahnrekord probieren sollten. Der „Oldie“ Bernd Diener zauberte eine Traumrunde ins Oval, doch sollte dies zur Verbesserung des Bahnrekords reichen? Ja, es sollte reichen. Mit 104,8 km/h wurde der Bahnrekord ein weiteres Mal von Bernd Diener verbessert. Die Zuschauer honorierten dies mit viel Applaus für den Gengenbacher, der möglicherweise seine letzte Saison fährt.

Zum ersten Mal in Melsungen dabei war Rennsprecher Michael „Schubi“ Schubert. Er begeisterte die Zuschauer mit seinen tollen Kommentaren und fachkundigem Wissen. Unterstützt wurde er dabei von Egon Müller, der ständig auf der Suche nach Stimmen an der Rennbahn war.

Das Feld bei den Internationalen Gespannen wurde vom aktuellen Europameister Josh Goodwin und Liam Brown angeführt. Die beiden kamen an diesem Tag aber nicht mit der Bahn zurecht, so dass der Weg einmal mehr für die starken deutschen Gespannfahrer frei war. Nach den Vorläufen lag das Team Brandhofer mit einem Punkt vor Team Venus. Der Finallauf musste entscheiden, wer den Siegerpokal mit nach Hause nehmen durfte. Nach tollem Start gewann das Duo Venus/Heiß den Finallauf und somit auch die Tageswertung vor dem Gesamtzweiten Brandhofer/Eibl. Einen tollen dritten Platz belegte der Odenwälder Karl Keil mit Beifahrer Helmut Gärtner. Trotz seiner mittlerweile 61 Lebensjahren gehört er immer noch zu den absoluten Spitzenfahrern auf der Grasbahn.

Mit Kai Dorenkamp und David Pfeffer waren zwei ganz schnelle Fahrer bei den B-Solisten unterwegs. Beide hatten eine gute Abstimmung gefunden und fühlten sich Pudelwohl auf der Bahn. Mit zwei klaren Laufsiegen sah Kai Dorenkamp schon wie der sichere Sieger aus, doch in seinem dritten Lauf stürze er unverschuldet und konnte anschließend nicht mehr antreten, da der Schaden an seinem Motorrad zu groß war. Damit war der Weg frei für Callum Walker aus England, der den Tagessieg erringen konnte. Der erst 16 Jährige gilt als großes Talent und wird in der Zukunft sicherlich noch viel von sich hören lassen.

Bei den B-Gespannen wurden nach der Qualifikation am Samstag die Karten für den Sonntag neu gemischt. Qualifikationssieger Oswald Bischoff mit Beifahrer Mario Siebert ging hoch motoviert in den ersten Lauf. Bevor das Startband hochschnellte war es auch schon passiert und Bischoff fuhr ins Startband, was unweigerlich zur Lauf Disqualifikation führte. Damit war klar, dass es auch in 2015 keinen Tagessieg durch einen MSC Melsungen Clubfahrer geben würde. Die beiden kamen aber in ihren nächsten Laufen gestärkt zurück und schafften immer noch einen hervorragenden 3. Platz in der Gesamtwertung. Die beiden zeigten sich mehr als zufrieden mit ihrer Leistung und die bereits kursierenden Rücktrittsgerüchte wurden von Mario „Locke“ Siebert umgehend zurückgewiesen. Die beiden werden auch im nächsten Jahr weiterhin auf der Grasbahn zu sehen sein.

Für ein anderes Gespannteam lief der Renntag dafür umso besser, die Brüder Mike und Kevin Hübsch aus Furtwangen. Am Samstag konnten sie die Geschwindigkeit der Spitze noch nicht ganz mitgehen und wurden Fünfte. Dafür passte am Sonntag alles zusammen. Sie zeigten tolle Rennen und holten sich verdient den Tagessieg. Auf die Frage, was die beiden an der Abstimmung verändert haben, antworteten sie: „Nichts, aber auf einmal lief die Kiste am Sonntag viel besser“. Der zweite Platz ging an das Gespannteam Manuel Meier und Lydia Neuendorf. Das Frauenteam Barlett/Southgate aus England zeigte tolle Läufe und verpasste als Fünfte knapp das Podium.

Die Zuschauer erlebten einmal mehr ein tolles Rennwochenende in Melsungen und der MSC Melsungen wird auch im nächsten Jahr wieder für tolle Rennstimmung sorgen.